Historischer Gebäckmodel mit Pelikan-Motiv

Im Dezember möchten wir Ihnen ein historisches Gebäckmodel aus unserer Sammlung vorstellen, dessen Motiv einen Pelikan zeigt. Das Model ist ein Werkzeug zur Herstellung von Bildgebäck, das seinen Ursprung in der heidnischen und später auch in der christlichen Kultur hat.

Bereits in vorchristlicher Zeit wurden heilige Tiere oder Gottheiten aus Teig geformt und gebacken, später wurde im antiken Griechenland und Rom fladenähnliches Gebäck mit Steinmodeln geprägt. Die Tradition des Bildgebäcks wurde im Mittelalter aufgegriffen. Glaubenssymboliken und biblische Szenen wurden dargestellt, ehe im 17. und 18. Jahrhundert auch zunehmend weltliche Motive wie Wappen, Tiere, Fabelwesen, liebende Pärchen und viele andere Darstellungen in den Teig gepresst wurden.

Der zähe Pfefferkuchenteig eignete sich besonders zum Modellieren. Um die wachsende Nachfrage zu bedienen, griffen Bäcker zunehmend auf in Holz geschnitzte Formen zurück. Vor dem Backen wurde der Teig in diesen kunstvollen Modeln gepresst und anschließend mit Zuckerguss verziert.

Unser Gebäckmodel ist undatiert, wird jedoch auf die Jahrhundertwende zum 20. Jahrhundert geschätzt. Er ist knapp 30cm lang. Auch wenn der abgebildete Vogel kaum nach einem Pelikan aussieht, so entspricht das Motiv der Darstellung eines Pelikans nach dem Physiologus - einem besonders im Mittelalter populären Tierkompendium („Bestiarium“), das aus der Antike überlieferte Tiergeschichten enthält. Diese wurden allegorisch gedeutet und prägten damit die christliche Ikonographie des Mittelalters.

Im Physiologus ist beschrieben, dass der Pelikan sich mit dem eigenen Schnabel die Brust öffnet, um seine toten Jungen mit seinem Blut wiederzubeleben. Damit steht er symbolisch für den Opfertod Jesus Christus und für die Tugend der Nächstenliebe. Bei genauer Betrachtung lässt sich auf der rechten Bildhälfte des Gebäckmodels ein Nest mit drei Jungvögeln erkennen.